Sonntag, 29. April 2007

Katja Baumgarten - Mein Kleines Kind

Frank Louwen - Pränatalmedizin und Geburtshilfe

Johannes Beckermann - Leben am Anfang

Johannes Beckermann - Einführende Worte am 26.4.2007


Meine sehr verehrten Damen und Herren,







als ein „aus der Art geschlagener Sohn eines Hamburger Medizin-Professors“ ist es mir eine besondere Freude, fast hätte ich gesagt Genugtuung, Sie heute in einem Hörsaal des Uni-Klinikums Frankfurt willkommen zu heißen. Gemeinsam mit dem „Haus am Dom“ haben wir diese 3. Vortragsreihe konzipiert. Das Thema der Reihe lautet: LEBENszeichen – LEBENsentscheidung. Ich begrüße Sie als Vorsitzender des „Hilfe für Mutter und Kind e.V.“ zu dem 2. Abend, der unter dem Motto steht: LEBEN – am Anfang. Unsere Aktivitäten sind auf den umfassenden, belastbaren Lebensschutz ausgerichtet – am Anfang und am Ende. Dabei lassen wir uns von dem Grundgedanken leiten, daß das Leben ein unverfügbares Geschenk ist.

Persönlich begrüßen möchte ich Frau Katja Baumgarten aus Hannover, Hebamme und Filmemacherin, die uns ihren eindrucksvollen Film über die Schwangerschaft mit einem schwer behinderten Kind mitgebracht hat. Mit Dank für die Möglichkeit des heutigen Abends in diesen Räumen begrüße ich zudem Herrn Prof. Dr. Frank Louwen, den Hausherrn. Mit seinen Kollegen ist er an dieser Klinik verantwortlich für den Bereich Pränatalmedizin und Geburtshilfe.

Einen ersten Hinweis auf die mit unserem heutigen Thema auch verbundenen Brisanz erhielt ich überraschend aus juristischer Sicht: Aus den Berichten der UN-Menschenrechtsausschusses wurde von einer Schadensersatzklage einer jungen Peruanerin gegen ihren Staat berichtet. Sie war schwanger mit einem schwer behinderten Kind. Die von ihr daraufhin angestrebte Abtreibung wurde verweigert. Das Kind starb kurz nach der Geburt. Ihrer Klage wurde stattgegeben mit folgender erstaunlichen Begründung: Daß die Frau gezwungen worden sei, ihr lebensunfähiges Kind bis zum Ende auszutragen, stelle eine „unmenschliche und erniedrigende Behandlung der Frau dar“. Vielleicht wäre ich doch besser Arzt und nicht Jurist geworden.

Damit ist unser heutiges Thema umrissen. Es ist nicht die „quasi normale“ Spätabtreibung, obwohl die geltende gesetzliche Regelung mit der medizinischen Indikation nach einer „Neuregelung geradezu schreit“. Einige von Ihnen mögen schon von der Initiative Regenbogen, dem „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. gehört haben. Das ist ein wertvoller Kontaktkreis für Eltern, die ein Kind durch Fehl-, Früh- bzw. Totgeburt verloren haben. Das geschieht leider gar nicht selten: Man schätzt, daß in Deutschland jährlich mehr als 3.000 Kinder tot zur Welt kommen. Hinzu kommen Kinder, die als lebensunfähig kurz nach der Geburt sterben.

Wie soll man mit einer solchen Situation umgehen – als Arzt, aber insbesondere als Eltern? Welche Hilfe gibt es für sie? Wo und wie können sie trauern? Soll man das Kind bestatten – und wenn ja, wo? Unter welchem Namen? Das sind nur einige Fragen, denen wir heute mit dem gebotenen Ernst und der selbstverständlichen Empathie nachgehen möchten.