Donnerstag, 31. Mai 2007

Niere zu verschenken


ORGANSPENDE
oder: Der nicht akzeptable holländische Weg
„Hollands letzte Niere“ (FAZ 30.5.2007)


In Deutschland herrscht schon seit Jahren ein chronischer Mangel an geeigneten Spenderorganen. Täglich versterben drei Patienten auf der Warteliste. Wie läßt sich diese kritische Situation verbessern? Jedenfalls nicht auf dem „holländischen Weg“.

Bei uns ist das Organspende-Verfahren durch das Transplantationsgesetz geregelt. Eine TV-Show wie für Holland angekündigt*, würde bei uns verboten, weil diese Art „Organvergabe“ nicht zulässig ist – zu Recht. Kranke werden zu „Schauobjekten“. Sie und ihr schweres Schicksal werden einer „staunenden“ Öffentlichkeit vorgeführt. Wie können Zuschauer sich anmaßen, menschliches Leben – als Basis für ihre Entscheidung – zu bewerten? Wer garantiert, daß die angebotene Niere zu dem so gefundenen Empfänger paßt – und nicht sofort von dessen Körper abgestoßen wird? Beginnt dann das „Spiel“ von neuem – sozusagen als TV-Fortsetzung?
*An der aufgezeigten Problematik ändert sich auch dadurch nichts, daß die Show sich im Endeffekt doch nur als eine (geschmacklose) "Show" entpuppte.

Auch das vom Nationalen Ethikrat (NER) vorgeschlagene Stufenmodell ist nicht akzeptabel:

- persönliche Bereitschaftserklärung zur Organspende, aber
- wenn nicht vorhanden, gesetzliche Erlaubnis zur Organentnahme, sofern kein Widerspruch durch Angehörige.

Diese „Widerspruchsregelung“ steht im Gegensatz zum Schutz der Menschenwürde, die auch den Leichnam nach dem Tode umfaßt. Dieser ist keine „Fundgrube für benötigte Organe“, aus der sich jeder bedienen darf.

Eine dauerhafte Verbesserung der Situation ist durch eine glaubwürdige Darstellung der Bedeutung der Organspende – zur Lebensrettung - zu erreichen. Die Möglichkeiten zur Lebendspende könnten erweitert werden. Soweit noch organisatorische bzw. finanzielle Hürden bestehen, müssen sie schnellstens beseitigt werden.

JWB

Dienstag, 22. Mai 2007

Palliativmedizin

Mit Hilfe der Palliativmedizin wird das Leben unheilbar Kranker gestaltet und auch ein menschenwürdiges Sterben ermöglicht. Im Rahmen der 3. Veranstaltungsreihe des HMK berichtet Prof. Dr. Eberhard Klaschik über die sich ständig verbessernden Möglichkeiten der Palliativmedizin. Hier sein Ansatz:


"Die zunehmende Technisierung sowohl der Medizin als auch unserer gesamten Lebensrealität hat zu einer Vernachlässigung von Patienten geführt, die unheilbar erkrankt sind. Aus diesem Mangel heraus haben sich die moderne Hospizbewegung und Palliativmedizin entwickelt und, von Großbritannien ausgehend, weite Teile der Welt erreicht.

Die Palliativmedizin hat in Deutschland in den letzten Jahren eine erfreulich dynamische Entwicklung durchlaufen. Der Aufbau einer palliativmedizinischen Infrastruktur führte zu unterschiedlichen Organisationsformen (Palliativstation, Hospiz, palliativmedizinischer Konsiliardienst, ambulanter Palliativdienst). Zudem wurde mit Schaffung einer Zusatzbezeichnung Palliativmedizin und der Integration der Palliativmedizin in die Weiterbildungsordnung der Gebietsärzte die Grundlage für eine verbesserte Weiterbildungssituation gelegt. Kompetenz in Schmerztherapie und Symptomkontrolle sowie die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den ethischen Entscheidungen am Lebensende und die Bereitwilligkeit zu einer offenen und ehrlichen Kommunikation kann den Patienten ein Sterben in Würde und Selbstbestimmung ermöglichen. Dadurch stellt die Palliativmedizin das Gegenkonzept zu Forderungen, die aktive Sterbehilfe in Deutschland zu legalisieren, dar."

Montag, 14. Mai 2007

Sterbebegleitung


Am 24. Mai stellte der Moraltheologe Prof. Dr. Josef Schuster SJ am 3. Abend der Veranstaltungsreihe des HMK die Notwendigkeit einer "Kultur der Endlichkeit des Lebens" dar. Seine Kurznotiz:




"Für eine Kultur der Endlichkeit des Lebens
Die öffentliche Auseinandersetzung um aktive bzw. passive Sterbehilfe und die verbindliche Reichweite von Patientenverfügungen zeigt deutlich, dass wir eine Kultur der Endlichkeit des Lebens benötigen. “Sterbehilfe” ist ein positives Wort: Es meint die Begleitung von Menschen in der letzten Phase ihres Lebens durch Schmerzlinderung, Pflege und menschliche Nähe einschließlich der Seelsorge.

Dabei sollte es eigentlich nicht strittig sein: Sterben ist nicht etwa ein “Rand” oder eine Grauzone des Lebens, Sterben ist die letzte Lebensetappe, und deshalb muss es heißen: Sterben ist Leben. Nun hat sich im öffentlichen Sprachgebrauch bis hinein in einschlägige Lexika der Ausdruck “aktive Sterbehilfe” eingebürgert. Damit ist nicht Sterbebegleitung gemeint, sondern die Tötung eines Menschen bzw. die Beihilfe dazu. Auch wenn die Motivation hierzu häufig als Mitleid bezeichnet wird, eigentlich bedeutet es die Aufkündigung des Mitgehens."


Nähere Informationen zu der Professur von Josef Schuster SJ siehe: